August 25, 2011

Schotten…

Ein Schotte hat den Stadtplan Tel Avivs entworfen; so verloren wie Gestern, war ich noch nie.
Ich meine, ich bin chronisch verwirrt, vergesse Turnbeutel und weiss grade nicht wo meine Schuhe sind, aber die Himmelsrichtungen habe ich meistens im Blut, gestern jedoch habe ich irgendwo unbemerkt eine 180°Drehung vollzogen und den Rest des Abends damit verbracht mein Zelt zu finden. Das ist zwar nicht die erste und auch nicht die spannendste neue Erfahrung in meiner nunmehr ersten Woche hier, aber die mit dem geringsten Widerstand gegen Veröffentlichung.

Hier ist alles normal. Party im Krieg, parrallele Strassen, die sich kreuzen. I like!
Apropos normal: in der Sheinkinstreet, im FetiWear-Latexladen wurde ich grade zum ersten Mal zu einer Dressup-Party eingeladen. Das wurde auch Zeit nach 24/7 TelAviv.
An dieser Stelle noch ein großes Dankeschön an Ornella! Mein Rucksack ist noch immer aufgeräumter, als es meine Kleiderschränke jemals waren! Zudem habe ich noch Platz, weshalb ich heute einige Korrekturen an meinem Kleidersortiment vornehmen konnte! Pullis, Jacke, Socken, Unterhosen: wer auch immer mir geraten hat, sowas mitzunehmen, kann nicht ganz bei Sinnen gewesen sein.

Ich schreibe ja eigentlich gerne, aber die Frage drängt sich mir auf, wer das wissen will und soll. Ich ziehe tatsächlich in Betracht Artikel zu verschlüsseln, wenn sie eine Pein darstellen, die ich lieber im ach so schönen Reich des Intimen, Privaten behalte! Dadurch komme ich mir der verehrten Leserschaft gegenüber so vor, wie gegen die Junkies, die in mein Zelt eindringen. Nur dass ich anstelle des Baseballschlägers ein Passwort benutze, und anstatt des Laptopverlusts, befürchte ich die Aufhebung der Grenze zwischen Ich und Euch.

Poesie hat die Eigenschaften auf die Reime zu achten,
und anstelle von platten Sachen, alles auszupacken.
Zum einen suche ich Wörter, die reimen,
ohne sie primär so zu meinen.
Zum andren verwirre ich durchs Reimgesicht
die Leserschaft, dann kann im Gedicht,
wenn ich es schaff‘, zeigen mein Gesicht.

Dennoch denke ich, dass das dann nich
zeigt, was ich sagen will, sondern dazu neigt,
zu romantisieren und rationalisieren.
Ich schreibe dann, was ich reimen kann,
und wenn ich etwas dann beschreiben kann,
ist es nicht mehr spontann.

Denn erst wenn ich Pointen finde,
liest der Reim sich nicht mehr so schlimm, ne!?
Doch Pointen sind so absolut,
entweder ganz schlecht oder gut,
zeigen Ängste oder auch mal Wut.
Und deshalb treffen sie so gut wie nie,
den Moment, in dem ich erlebe sie. [quiiiitsch]

Denn wie Theo sagen würde;
jetzt kommt ne große Hürde:

„Das Rechtbehaltenwollen selber, bis in seine
(in Klammern ergänze ich die fehlnden Reime)
subtilste logische Reflexionsform hinein(e),
ist Ausdruck jenes Geistes der Selbsterhaltung,
(ich bedaure die durch Klammern erzeugte Spaltung)
die aufzulösen das Anliegen
(reimmäßig muss ich jetzt die Kurve kriegen)
von Philosophie gerade ausmacht.
(im Reimen bin ich eine Hausmacht:
was Adorno geradeaus macht,
mich durchs Reimen erst schlau macht)

Jetzt muss ich mich langsam mal in Schale werfen,
letzte Reimüberlegungen schnell verwerfen,
noch ein bisschen Adornos Disse missen.
wollt Ihr sie wissen,
müsst ihr gucken, was Adorno sagen würde.
und hoffen indessen, heute Abend mal wieder zu küssen.

3 Comments

  • Hallo, es schreibt ja sonst keiner – ich hab den Eindruck, du brauchst Austausch, weiss allerdings nicht, ob ein Blog die richtige Form ist oder ob es nicht besser ist, einige Sachen mit dem/der einen und andere mit dem/der anderen zu bequatschen, ob also im Prinzip olle gewöhnliche Briefe (ohne Adresse entsprechend eben e-mail) nicht viel schöner wären – weil eine persönlichere Bindung und Ansprache gegeben wäre. Weiß nicht, ob das mit Verschlüsseln sinnig ist, dafür setze ich mich mit der ganzen Technik-Hektik viel zu wenig auseinander.Oder ein Tagebuch, da kann man sich auch herrlich auslassen (Ist sicher nicht gender-korrekt, ist mir aber egal, dafür komme ich schneller auf den Punkt!). Auf jeden Fall empfinde ich immer nur vollkommene Überdrehtheit bei dir derzeit. Schlaf doch erst mal irgendwo ruhig ein paar Tage und dann mal in Ruhe weitersehen. Mutters Rat aus der Abgeschiedenheit in der Lüneburger Heide!!! Kannst du ja auf privat stellen, wenn es dir zu persönlich oder muttersöhnlich wird!

    • Liebe Chaosbine,
      deine Antwort ist auf jeden Fall sehr mütterlich. Sie traf sogar ziemlich gut den Punkt, dass eine Woche auf der Strasse ziemlich hektisch ist, und dass das Schlafen in einem Bett so seine Vorteile hat.
      Allerdings weisst Du doch gar nicht, wer wem wann welche Mails schickt. Dieser Blog ist der Versuch, die Grenzen des Privaten irgendwie aufzulösen und eben mails zu schicken, die alle lesen können, ohne dabei so einen „Halle Freunde, mir gehts gut, das Wetter ist schön, auf der Arbeit bin ich sehr erfolgreich und meine neuen Freunde sind ganz tolle Spitzenklasse.“ Und wenn er überdreht wirkt, dann ist das auch mal ein Eindruck, der zutrifft.

  • Hallo ihr beiden, als ständiger Leser und da ich euch beiden nicht fremd bin, erlaube ich mir mal mich in dieses Mutter-Sohn Gespräch einzuklinken. Ich finde die „Offenheit“ deiner Beiträge sehr spannend und trotz der vermeintlich unpersönlichen Ansprache fühle ich mich durch meine emotionale Verbundenheit zu dir durchaus angesprochen. Vielleicht schaffe ich es ja dich zu etwas mehr (oder noch besser) zu verstehen, was unseren Umgang nachhaltig bereichern kann. Vllt. kann er durch diese vermeintlich unpersönliche Ansprache eben viel mehr zum nachdenken und zur Reflexion beitragen also durch die vermeintlich persönliche Ansprache. Vllt. wäre aber ein privaterer Raum durchaus angebracht, also wie du ja auch schon in erwägung gezogen hast, ein PW geschützter Raum.

    Entschuldigt die sicherlich vielen Grammatik und Rechtschreibfehler, aber es ist spät und ich habe (hoffentlich) mein Abitur auch erst im Jahre 2014.

    Liebe Grüße, Grüne Moeve.

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