Die Kurzerklärung des Instituts PuP finde ich sehr hilfreich.
Mein Verständnis des 18. Aphorismus aus Adornos Minima Moralia ist etwas anders und soll im Folgenden dokumentiert sein.
1. auch im Nationalsozialismus waren Max und Teddy nicht lange getrennt, und Korrekturlesen war schon immer wichtig.
1.1. Deine Rechtschreibfehler werd ich nicht korrigieren.
1.2. Wegen Selbstbeschränkung wird „das Wohnen und Privateigentum beiseite gelassen“. Das meint wohl Wohnung und Privatleben, denn im folgenden wird „das große, immer darin steckende Eigentum näher betrachtet“!?
1.2.1. Falls das Privatleben beachtet werden sollte, so ist’s schon komisch: Als freud’scher Fehler der Grammatik beim Gedanken in der Einleitung witzig, der Präzision des Gedankens aber abträglich. Alle weitere Beschreibung betrifft das Denken und Handeln – das Leben von Privaten ( d.i. vereinzelt, getrennt ).
1.2.2. Es ist also das Privatleben mit Privateigentum verbunden. Den Gedanken ausführen, streichen oder darauf hinweisen?
2. „Du hast beide zwei Gedichte vorgetragen, mehr nicht, und in den Gedichten sind Sachen vorgekommen, die eines Perspektivisten unwürdig sind, und so einer bin ich zufällig.“ würde Karl Held sagen.
2.1. Das Gekünstelte „in Evidenz zu halten und auszudrücken“ muss – will’s mehr sein als Kunst – das Privateigentum erklären. Haben: gut, Nicht(s)-Haben: schlecht? So einfach geht das nicht.
2.1.1. Mit dem heutigen Konsum ist jedes Haben – als Besitz oder Eigentum – in seiner Äquivalentform Geld zu seinem Geber zurück zu kommen. Der Prolet hat nichts, bekommt Lohn, kauft ein, hat wieder nischt. Der Privateigentümer sieht die Fülle seiner Konsumgüter so groß werden, ihren Wert stark sinken, und hat kein Recht mehr sie zu beschränken. Das Kapital hat davon nie genug.
2.1.1.2. Bei diesem Ausdruck von Recht könnte das moralische Recht, dass niemand mehr hungern soll, wenn es doch genug für alle gibt, gemeint sein, oder aber das staatliche Recht, dass kein Kapital seine Kunden zwingen darf, zum Kauf, pleite geht, Ökonomiekram. Oder beides, weil…
2.1.1.3 Wo das Recht schon angesprochen wird: die Juristen unterscheiden zwischen Eigentum und Besitz. Die Eigentumslosen besitzen Arbeitskraft, die laut Teddy dem Fortbestand des Besitzverhältnisses zugute kommt, die Besitzlosen müssen arbeiten um zu leben.
2.1.1.2. Die von Dir genannte Nicht-Berechtigung von Hunger meint wohl die ideelle, denn das Eigentum ist historisch überholt? Problem.
2.1.2. Eigentum abschaffen zu blaffen, und zu behaupten, dass es „eigentlich“ nicht geht, ist Teddy nicht würdig.
2.1.2.1. Ans Prinzip der Beschränkung von Konsumgütern, d.i. Eigentum sich zu klammern, dazu hat heute kein Individuum das Recht, (von Teddy).
2.1.2.2. Die Penner und Punker haben kein Eigentum. Sie haben das Eigentum nicht uneigentlich abgeschafft. Und sie haben auch kein Recht darauf. Sie sind leider in der Abhängigkeit und Not, die dem blinden Fortbestand des Besitzverhältnisses [ das ist der Vertrag Anm Shuky ] zugute kommt.
2.1.3. Es lassen sich dort noch mehr Thesen finden als Haben oder Nicht-Haben.
2.1.3.1. Kunst wäre laut Teddy ein expressierter Beweis.
2.1.3.2. Wenn es für kein Individuum das Recht gibt, sich zu klammern an das Prinzip ihrer Beschränkung, so gibt es eine Wahl, die gegen das Recht geht.
2.1.3.2.1. Immer noch unklar ob damit jetzt die Postmoderne gedisst, oder das moralische Recht gemeint sein soll.
2.1.3.2.2. Wenn zum Beispiel mehr Nahrungsmittel existieren als Menschen essen können, und das wahr wird, dann gibt es die moralische Pflicht, den Leuten, die hungern Essen zu geben.
2.1.3.3. Daß man aber dennoch selber Eigentum besitzen muss, wäre zu beweisen anhand der Logik des Zwangs im Aphorismus.
2.1.3.3.1. Die Schwierigkeit der Wahl habe nur, wer „überhaupt noch etwas besitzt.“ steht im Satz davor, und früher: „Sie wohnen wenn nicht in Slums so in Bungalows, die morgen schon […] Bleiben unter freiem Himmel sein mögen.
2.1.3.3.2. „Kein Einzelner vermag etwas dagegen“ steht eine Seite drüber
2.1.3.3.3. Die Möglichkeit der Revolution wurde versäumt, und das sei ein schleichendes Unheil für die bürgerliche Gesellschaft.
2.1.3.3.4. Eine Ansammlung marxologischer Kategorien, die verstanden werden wollen, ja die selber schon die Wertform tragen, die Gipfeln im Tod des Gebrauchswerts:
2.1.4. „Die Kurven der reinen Zweckform haben sich gegen ihre Funktion verselbstständigt.“ Sie sind spektakulär geworden.
2.2. Die Nichtachtung gegen die Dinge in der Destruktion kehrt sich notwendig gegen die Menschen. Warum?
2.2.1. die These der Missachtung der Menschen hat so ihre Probleme: ist damit die Destruktion, der Realsozialismus und der Kapitalismus gemeint?
2.2.1.1. Destruktion ist eine Handlung mit Subjekt und Objekt, in der das Andere negiert wird. Kurz: Die missachtende Haltung den äußeren Dingen gegenüber IST allgemeines Verhalten.
2.2.1.2. Achtlosigkeit gegenüber Dingen erkennst Du im MacDonalds-Fan, oder dem moralisch materialistischen Konsumkritiker, der sie als böse Konsumenten und nachhaltiges Kostenrisiko verwertet und verdammt?
2.2.2. Bewusstsein für die eigene Verstrickung ist das Ziel der Erkenntnis.
2.2.3. Die Antithesis war Ideologie für Spießer, d.i. Es ist gut so, oder nicht schlecht, oder besser gehts nicht, oder muss ja.
2.2.3.1. Das trifft auch Teddies Lebenswerk: eine Gesamtausgabe schlechten Gewissens.
2.2.4. Als Synthesis vielleicht zu heilig, doch schreibt er anderswo: wenn das, was ist, sich ändern lässt, ist das, was nicht ist, möglich.
2.2.4.1. Kunst bestünde darin: einen Begriff vom Falschen, also auch seine Negation, auszudrücken. Das Falsche ist alles Leben, also ist das Richtige da, wo es nichts gibt. Ein Weg dahin zu kommen ist die Destruktion.
2.2.4.2. Die Überlegung, nichts mehr zu haben und auszusteigen, ist angesichts der realen Existenz der Aussteiger und Untergründler als Falsch subsumiert.
2.2.4.3. Die Überlegung, ein bisschen was zu haben und damit gut umzugehen, ist weder berechtigt, noch möglich, wenn selbst das Eigentum Dir nicht gehört: die Finanzierung von Wohlstand durch Immobilienkredite qua demokratischer Staatsgarantien lange braucht bis zum kriseln.
2.2.5. Ist richtiges Leben Moral, und ist es richtig, sie zu verlieren?
2.3. „Zart wäre einzig das Gröbste: das keiner mehr hungern soll.“
2.3.1. Der Aphorismenwechsel sei entschuldigt: Nummer 100 – sur l’eau.
2.3.2. Moral als Teil des ganzen Falschen gibt’s nicht mehr. Auch nicht Weltgeist und Aufklärung ist wenigstens dialektisch. Zärtlichkeit besteht in Teddies Vokabular fort.
2.3.2.1. Ich steh auf Fesseln, Gröberes und Zärtlichkeit.
2.3.3. Wer Zärtlichkeit positiv beurteilt, dürfe niemanden verhungern lassen
2.3.4. Die Destruktion, die lieblos mit den Menschen ist und auch ihr Mitleid fallen lässt, die nicht mehr auf die Dinge achtet, ist auch grob.
2.3.4.1. Die Destruktion des Privateigentums im Sinne der Akkumulation des Kapitals führt zur Notwendigkeit des Asyls für Obdachlose.
2.3.4.2. Ist Destruktion im Sinne der Zarten grob?
2.4. Auf die Frage nach dem Ziel der emanzipierten Gesellschaft erhält man Antworten wie die Erfüllung der menschlichen Möglichkeiten oder den Reichtum des Lebens.
2.4.1. So illegitim die unvermeindliche Frage, so unvermeindlich das Abstoßende, Auftrumpfende der Antwort, welche die Erinnerung an das sozialdemokratische Persönlichkeitsideal der neuziger Jahre aufruft, die sich ausleben wollten.
2.4.2. Das waren die ersten Sätze aus „sur l’eau“ weiter gehts mit „Zart wäre…“ Sie meinen die Sozialdemokratie des vorletzten Jahrhunderts, auch wenn’s an Post-Stalinistische, Antideutsche, Antifa erinnert. Am Ende des Aphorismus kommt:
2.4.3. friedlich in den Himmel schauen, „sein sonst nichts, ohne alle weitere Bestimmung und Erfüllung“ könnte an Stelle von Prozeß, Tun, Erfüllen treten und so wahrhaft das Versprechen der dialektischen Logik einlösen, in ihren Ursprung zu münden.
2.4.3.1. Keine Ahnung was das heißt.
2.4.4. „Keiner unter den abstrakten Begriffen kommt der erfüllten Utopie näher als der vom ewigen Frieden.“
2.4.4.1. Die Frage nach dem Ziel der Emanzipation bleibt heute illegitim, ihre Beantwortung mit Sozialdemokratie, Real Sozialismus oder Weltfrieden dank UN-Mandat ist abstoßend.
2.4.4.2. “where everything ist bad, it must be good to know the worst.” Widmung am Anfang vom zweiten Teil der Minima Moralia von F.H. Bradley.
2.4.4.3. Heute wissen wir von Friedensbewegung, dass sie von KomIntern und KPdSU getragen wurde, und dass ihre Volksbefreiungskämpfe mit ewigem Frieden nichts zu tun haben.
2.4.4.3.1. Und dass die Hippieleier vom ewigen Frieden, diesen positiviert, aber und nicht als Auflösung der Klassen, Massen, Geschlechter und Rassen-Gesellschaft begreift, und damit dem 1000jährigen Reich näher kommt als einer Versöhnung mit Teddy.
2.4.5. Heute würd man sagen, ich will die Sovietunion zurück, nur mit mehr Zärtlichkeit und awareness.
2.5. Nach Auschwitz ein Gedicht zu schreiben ist barbarisch.
2.5.1. das steht da auch irgendwo.
3. Aus Punkt 1 und 2 schließe ich:
3.1. Du bist ein_e barbarische_r
3.1.1. das heißt Opfer der Dialektik von Zivilisation
3.2. Künstler_in
3.3. auf der Suche nach der Quelle des Widerstandes.
3.3.1. die Du in der Verstrickung bemerkst,
3.3.2. oder in deren Erkenntnis?
3.4. mit Hang zu Zärtlichkeit aber nicht zur Gröbe.
4. Wer bist Du?
boah, junge, mach deinen scheiß bitte ohne mich. das größte problem an adorno werden wohl immer seine liebhaber sein.
der arme teddy. er würde sich im grabe umdrehen.