Aufforderung zum Tanz

“Als ob nicht das bloße Wort Genussfähigkeit genügte, diese, wenn es so etwas gibt, aufs empfindlichste herabzusetzen. …

Welch einen Zustand muss das herrschende Bewusstsein erreicht haben, dass die eindeutige Aufforderung zur [dezidierte Proklamation von(OV) ] Verschwendungssucht und Champagnerfröhlichkeit, wie sie früher den Atatchés in ungarischen Operetten vorbehalten war, mit tierischem Ernst zur Maxime richtigen Lebens erhoben wird.

Das verordnete Glück sieht denn auch danach aus; um es teilen zu können, muss der beglückte Neurotiker auch noch das letzte Bisschen an Vernunft preisgeben, das ihm Verdrängung und Regression übrig ließen, und dem Psychoanalytiker zuliebe an dem Schundfilm, dem teuren aber schlechten Essen im French Restaurant, dem seriösen drink, und dem als sex dosierten Geschlecht wahllos sich begeistern.

Erst in dem Überdruss
am falschen Genuss,
der Ahnung von der Unzulänglichkeit des Glücks,
selbst wo es noch eines ist,
[mit Versmaß liest es sich besser, lieber Theo!]

geschweige denn dort, wo man durch die Aufgabe des vermeintlich Krankhaften Widerstands gegen sein positives Surrogat[ Ersatz(des Glücks)], würde der Gedanke von dem aufgehen, was man erfahren könnte. …

Es gehört zum Mechanismus der Herrschaft, die Erkenntnis des Leidens, das sie produziert, zu verbieten, und ein gerader Weg führt vom Evangelium der Lebensfreude zur Errichtung von Menschenschlachthäusern so weit hinten in Polen, dass jeder der eigenen Volksgenossen sich einreden kann, er höre die Schmerzensschreie nicht.
Das ist das Schema der ungestörten Genussfähigkeit. Triumphierend darf die Psychoanalyse dem, der es beim Namen nennt, bestätigen, er habe halt einen Ödipuskomplex.”

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